Friday, May 26, 2006

Politische (Protest)formel

Auch der Luhmanns letzter Halbsatz (...und praktisch nichts lässt sich ändern) ist politisch!
Allein der Rückgriff auf die Naturwissenschaften impliziert das.
Das Heraussprengen ist natürlich eine politische Forderung, aber es steckt ja gerade die Erkenntnis darin, dass eine Kontinuierlichkeit (und sei sie noch so sprunghaft) - ergo auch Evolution - eine politische Strategie der Legitimierung einer sozialen Organisation ist. Aber ganz recht verstanden: Ich bestreite tatsächlich dass Vorhandensein einer Evolution, diese ist eine systemspezifische Beobachtung und daher partikular = politisch (im Sinne eineer spezifischen Rationalität).
Das Heraussprengen ist die Möglichkeit, das "...und praktisch nichts lässt sich ändern" außer Kraft zu setzen.

Die Frage, ob ich mich damit aus der Soziologie/Wissenschaft verabschiede, sei einmal dahingestellt - mir hat die Wertfreiheit (Edo Enke sei dank) nie eingeleuchtet - allerdings teile ich ja auch die Inkommensurabilität und wechselseitige Opazität psychischer und sozialer Systeme nicht. Die Frage, wie es denn heute noch anders möglich ist, ohne auf eine vorwaltende Logik/Rationalität zu beharren, ist ja gerade die Ausgangsfrage meiner Beschäftigung mit Soziologie/Wissenschaft. Wenn es dann zu einem Durch oder Shift der Codes kommt: umso besser.

Nachdem ich Deinen Post noch einmal gelesen habe: Ein absatz zur Evolution.

"...aber Vorantreibung von Evolution durch ständige Selektion, ohne Aussicht auf wirkliche, dauerhafte Stabilität ist ganz klar überall zu beobachten."

Ich kann eigentlich gar keine Evolution beobachten, außer man setzt ständige Sinnauswahl mit Evolution gleich. Dann aber fallen Sinn und Evolution zusammen (und es fragt sich, warum man dann den Begriff Sinn oder Evolution benötigt). Es lassen sich Brüche, Verschiebungen , Veränderungen beobachten, d.h genauer: Bruch und Spalt, Grenze und Mauer, Riss und Differenz etc, nicht aber der Prozess des Herstellens selbst. (zumindestens nicht direkt) Evolution bezeichnet aber genau dieses Prozesshafte, den Übergang und nicht den Bruch. Evolution ist sozusagen eine zweite Sinnebene, die dem Sinn "etwas ist nun anders" eine historische Kontinuität zuschreibt. Diesen Vorstellungen liegen auch den Theorien sozialer Differenzierungen zugrunde. Oder anders gesagt: Differenzen existieren (wie auch Systeme) aber das sagt nichts darüber aus, wie, wann und im Vergleich zu was sie entstanden sind., d.h. ob ihnen eine Differenzierung oder Evolution (als actio) zugrunde liegt.

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