Wednesday, June 07, 2006

God or Evolution? Yes, please!

Zwar ist mir die Ges. der Ges. noch nicht über den Weg gelaufen, aber ich versucghe dennoch eine weitere Volte.

ad Gott & Evolution: Ich halte den Gebrauch der Evolution für ein säkularisiertes Substitut für die Funktion von Gott selbst. Immer noch klingt im Begriff der Evolution eine Ontogenese jenseits eines Verständnisses einer historischen Kontingenz an: "Evolution" versucht historische Kontingenz ja seiner Komplexität zu berauben (sei es durch "Selektion" oder "Drift" oder "survival of the fittest" als Funktion), die ich analytisch gesehen für brauchbarer halte, als es auf einen "Nenner" zu bringen. Begriffe wie "Differenzierung" oder "Komplexitätssteigerung" sind einfach "leerer", können also unterschiedlicher gefüllt werden (je nach Gebrauch). Naja anders ausgedrückt: Wenn man bei einer Antwort nur zwischen Gott und Evolution (oder Intelligent Design oder Ausserirdische oder sonstige "letzte Prinzipien") wählen kann, ist vielleicht die Frage falsch gestellt, dann zielt man auf eine Art theologisch-teleologisches Erkenntnis/Erklärungsmodell.

Zu Deinen/Luhmanns drei Punkten:

1. Komplexitätssteigerung: okay gibt es, selektiert aber die Anschlusskommunikationen oder bringt andere Erwartungshaltungen hervor. Die Frage bleibt schließlich, ob sich die K-Steigerung auf die strukturelle Zusammensetzung oder auf die Anschlußmöglichkeiten bezieht (Es wäre ja auch denkabr, das z.B. Hybridgemenge (z.B. Gummi und Porzellan) hochkomplex aufgebaut sind und auch noch eine höhere Verwertbarkeit (also Anschlüsse) als die anderen besitzen.

2. Die Frage zwei lässt sich nicht beantworten, da es zwar strukturelle Koppelungen gibt, aber die beeinflussen ja die anderen Erwartungshaltungen nicht direkt. Der Staat z.B. mag seine Aufgaben nur noch in der Grundsicherung des gesellschaftlichen Lebens sehen und diese Selektion als Evolution betrachten (heißt das, dass ein liberaler Staat eine anderes System des Wohlfahrtsstaates darstellt? Oder stellt diese eine Umorganisation des politischen Systems dar?) Gleichzeitig mag die Bevölkerung noch immer dieselben Forderungen (Erwartungshaltungen) an den Staat erheben (egal ob es eine Umstrukturierung, eine Evolution oder eine Komplexitätssteigerung darstellt). Deswegen würde ich nicht davon ausgehen, dass eine Selektion der Anschlusskommunikationen auch zu einer Änderung der Erwartungshaltungen führen muss. Ich weiß tatsächlich nicht ob ich dieser Beobachtung zustimmen kann.
3. Fremdbestimmtheit oder Autoevolution: Da bleibe ich Dialektiker: Eigene Handlungen verobjektivieren sich im Austausch mit der Umwelt und wirken strukturierend zurück - damit sind sie nicht direkt deterministisch, aber dem System bleiben nicht genügend Freiheitsgrade, zu entscheiden, ob es damit umgeht oder nicht. Und die Systemstruktur schreibt anschließend vor, wie es damit umgeht, ansonsten werden die Kräfte so stark, dass es systemgefährdend werden könnte (Soziale Tatsachen verfügen über Zwangscharakter!). Nein, den Grundsatz der von außen irritierten Selbstentwicklung sehe ich nicht. Ich denke, dass sich Gesellschaftsgenese sowohl heteropoietisch als auch autopoietisch vollzieht.

ad "Gesellschaft in einen anderen Zustand sprengen": In der Tradition von Marx wird Vergesellschaftung als nicht notwendig begriffen, erst recht nicht für die Zukunft. Was die Sytemtheorie mit der KT verbindet ist die Einsicht in eine historische Kontingenz, was sie trennt ist die Annahme/Ablehnung einer futurischen Kontingenz. Auf die Gesellschaft muß für Benjamin eben nicht Gesellschaft folgen, der ja als ein den Einzelnen intransparentes Gefüge verstanden wird (insofern wäre Systemtheorie eine Analyse des Istzustands, aber nicht des Sollzustands), der eben gesprengt werden soll. Dass Systeme anderen und sich selber intransparent sind, macht vielleicht deren Systemcharakter aus, aber vielleicht sind Systeme nicht alles, was soziale Organisation uns bietet. Ich hoffe das zumindestens...

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